Donnerstag, 29. November 2012

Ein Wickelrock


Der Walkwickelrock ist das am schnellsten genähte Kleidungsstück in meinem Repertoire. Und es ist im Winter mein absoluter Liebling.

Wie schnell das wirklich genäht ist zeig ich euch heute mal:

Begonnen habe ich nach der ersten Bürorunde und dem üblichen Haushaltskram.
Und ich hab mit mir selbst gewettet, dass ich den Wickerock Mittags fertig habe. (Akkordfeeling, das hatte ich schon lang nicht mehr.)


Los geht es mit dem Zusammensuchen der Zutaten: Walk, Bundeinlage, Karabiner und Baumwollstoff.
Zum Glück habe ich den Schnitt gleich gefunden, dort Ordnung zu halten ist mein Schwachpunkt.

Das Zuschneiden geht schnell. 10 Minuten, da bin ich immer recht mutig :)
Die Näherei ist nicht weiter schwer, ich habe mich strikt an die Anleitung gehalten, die ich euch demnächst mal als Weihnachtsfreebie einstellen werde. Bei so einfachen Sachen bin ich meine eigene Probenäherin....


Nach ziemlich genau einer Stunde war ich fertig.
OK, Die Fäden müssen noch alle abgeschnitten werden und am Untertritt kann noch etwas am Saum weg- aber das sind Kleinigkeiten.


Detailaufnahmen machen, anziehen, Stativ suchen. 12 Uhr Mittag. Tschakka!
Es gab dann vorhin zwar nur Nudeln mit Tomatensauce, aber ich hab ein neues Röckchen und den Beweis, dass das an einem Abend locker zu nähen ist.

Das Tutorial schreibe ich übers Wochenende noch fertig, das könnt ihr nächste Woche herunterladen und ausprobieren, ob ihr das auch in der Zeit schafft :)

Wollwalk vom Kleinen Stern
Kramtäschchentutorial von Laura

Sonntag, 25. November 2012

Manipulating Fabric: Ein Utensilo


Ab Kapitel 9 beschäftigt sich Colette Wolff mit Filled Reliefs und beginnt mit  den Cording Basics.
Wirklich beeindruckend sind die verschiedenen keltischen Knoten, aber ich konnte mir das nicht so recht in einer konkreten Anwendung vorstellen.
Gut, eine Taschenklappe geht immer.
Aber das wäre bloß ein fleißiges Nacharbeiten geworden.

Mir war eher nach etwas Experimentellem, so habe ich erst unterschiedliche Techniken probiert, wie man verschiedene Füllungen einfach in die abgenähten Kanäle bekommt.


Links habe ich Schrägbänder eingezogen- wenn sich die Linien kreuzen muss man an der Rückseite die Füllung nach außen bringen. Aber vorne ist der Effekt eher mau.
Rechts habe ich dicke Wolle eingezogen, das wird schön plastisch.
Am reizvollsten fand ich zuletzt gar nicht die Plastitztät, sondern die unkomplizierte Versteifung des Stoffes. Den Effekt könnte ich mir zum Beispiel gut im High-Waist-Bereich eines Bleistiftrockes vorstellen.

Zudem fand ich es sehr hübsch, wie die Füllung am Rand sichtbar wird, das wollte ich dann gern in dem Mittelpunkt stellen. Und so habe ich das erste Utensilo meines Lebens genäht :)


Das Leinen habe ich sauber ausgefranst und einen bunten Stoff in füßchenbreiten Absteppungen dagegengenäht. In jeden zweiten Kanal habe ich dann mit einer Wendenadel Schrägbänder aus Vichykaro eingezogen.
Im Innenbereich des Körbchens wurden dann die Nahtzugaben mit dem gleichen Stoff eingefasst.


Das Utensilo hat so eine schöne Rippstruktur, die nötige Stabilität und einen dekorativen Abschluss bekommen. Alles auf einmal.


Und ich habe endlich einen dekorativen Behälter für den Kosmetikkleinkram im Bad.

Alle weiteren textilen Spielereien sammelt diesmal Annekata, ich bin gespannt, was diesmal alles zu sehen sein wird!

Dienstag, 20. November 2012

Die Motivation für einen Markt zu nähen


Wie schafft man es am besten, sich für die Näherei im Vorfeld eines Marktes zu motivieren?
Das ist gar nicht so einfach.....
Zuerst ist der Termin schrecklich weit weg und plötzlich hat man ein Zeitproblem.
Zuerst hat man viel zu viele Ideen und zum Ende hin mag man trotzdem nicht ins Blaue hinein produzieren.
Zuerst sagt man freudig zu und dann muss man halt durch......


Aber diesmal war es gar nicht so schwer mit der Motivation:
  • Man nehme aus dem Stoffekontor einen Schwung allerschönste Wachstücher mit. Inspirierendes Material ist die beste Voraussetzung. Und übrige Geldbeutel geben gute Geschenke.
  • Man bestücke einen gemütlichen Markt mit netten Koleginnen.
    WO?
    In der Aalener Waldorfschule
    am Freitag dem 23.11 von 17-22 Uhr
    und am Samstag von 11-17 Uhr
  • Und man gebe drei Tage einen Nähkurs bis es nach dem ganzen Zuschauen und Helfen mächtig in den Fingern kribbelt.
    Und schneide dann an den darauf folgenden Tagen wie im Rausch alles Mögliche zu.


Jaja, der Aalener Kurs, ausgeschrieben wie immer von der FBS.....
Das ist irgendwie die Keimzelle des ganzen machwerk-Projektes. Dafür sind vor vielen Jahren die ersten Anleitungen entstanden.
Wir haben immer wieder die Räumlichkeiten wechseln müssen und sind nun froh, dass wir endlich in den Gruppenräumen der  Martinskirche angekommen sind.


Ich war zwar gesundheitlich angeschlagen, aber es war trotzdem großartig.
Und ich bin sicher, die Teilnehmerinnen haben viel Freude an den Sachen.


Danke, dass ihr dabei wart.
Vielleicht sehen wir uns ja am Wochenende auf dem Markt!

Mittwoch, 14. November 2012

MMM: Belfort und der schräge Fadenlauf


Von meinem zweiten Belfort-Experiment habe ich euch ja schon letzte Woche erzählt. Das Kleid hat nun mangels Schneiderbüste 10 Tage auf einem Bügel ausgehangen und ich habe es gestern endgültig gesäumt. Perfekt ist der Saum nicht, am Körper fällt der schräge Fadenlauf doch nochmal anders.

Ich mag die Farben, der alte Gardinenstoff passt super zum Schnitt, es ist bequem.
Aber: Das Problem mit den Stauchungen an der Rückseite bleibt.
Auf dem rechten Foto oben sieht man ganz gut, dass da im Hüftbereich eigentlich genug Weite vorhanden ist. Es ist sogar einen Tick zu sackig. Ich trage ein Unterkleid aus flutschigem Material und trotzdem bilden sich da diese Falten.



Das nächste Mal werde ich das Rückenteil im oberen Bereich im Fadenlauf zuschneiden, das mittlere Teil hinten weiterlaufen lassen (das ist als Zäsur sogar schöner da ich das Bindeband weggelassen habe) und nur den Rock schräg schneiden.
Denn ich vermute, dass ein komplettes Rückteil im schrägen Fadenlauf immer Probleme machen wird wenn man wie ich diagonal schwer fallende Stoffe nimmt.
Oder weiß jemand von euch eine andere Lösung?


Eine Fehlinterpretation des Schnittes werde ich allerdings beibehalten: Im Original laufen die Ärmel auch in der Blende trompetenförmig weiter. Das wäre mir zu weit- wenn sie sich am Saum verjüngen ist das für mich alltagstauglicher.

Fazit: Ich werde den Schnitt nochmal modifizieren. Denn stilistisch mag ich es ausgesprochen gern. Und ich werde dieses Kleid auch tragen. Basta.
Schnitt: Belfort von der Schnittquelle
Stoff: Ein alter Gardinenstoff kombiniert mit einem Krepp aus meinem Vorrat
Zeitaufwand: Drei Stunden
Lehre: Ich brauch eine Schneiderbüste zum Aushängen und Abstecken von Säumen!!

Mehr selbstgenähte und -präsentierte Alltagskleidung gibt es jeden Mittwoch hier.


Freitag, 2. November 2012

Ein alter Gardinenstoff


Im August hat mir Sieglinde einen Gardinenstoff aus der Hausratsammelstelle ihres Landkreises geschickt.
Sie schrieb damals:
"Dieser Retrostoff nun fällt mir immer ein, wenn ich in Deinem Blog lese, ich glaub das sind Deine Farben, allerdings ist da kein Türkis dabei…. "
Wer braucht da noch türkis? Traumhafte Herbstfarben und dann diese Kreppstruktur!
Und den großformatigen Sixties-Prints bin ich ja eh verfallen.
 
Solche Stoffe sind in den derzeitigen Kollektionen eher rar, deshalb habe ich mich sehr gefreut. Dann Krepp fällt gerade aus dem damals üblichen Baumwoll/Viscose- Gemisch sehr schwer und eignet sich wunderbar für Kleider und Röcke im schrägen Fadenlauf. Das gleitet einfach toll am Körper entlang und ist deshalb so bequem wie jedes Jerseykleid.


Das Kleid Belfort habe ich schon im Sommer genäht und auch zuhause gern getragen, aber nur, weil ich mich nicht von hinten sehen kann.
Denn an der Rückseite gab es aufgrund meiner Stoffwahl (auch hier schwer fallend und locker gewebt) echte Probleme. Oben ist der Stoff mit der Zeit zusammengefallen und dann auf der Hüfte aufgesessen. Da das gesamte Rückteil nur aus einem Teil im schrägen Fadenlauf besteht gab es da auch wenig Chancen, das zu ändern.

Das neue Exemplar mit etwas mehr Weite im Hüftbereich ist fertig und hängt vor dem endgültigen Säumen nochmal aus.
In ein paar Tagen werde ich das nochmal anpassen und hoffe, dass das diesmal besser passt.
Näherei im schrägen Fadenlauf ist nichts für Ungeduldige :)

Aus den restlichen Stücken hab ich derweil eine kleine Thea genäht, passend zum Kleid.
Der Boden ist aus Leder, den Taschenkörper habe ich mit H640 stabilisiert.


Offenkantige Lederränder versiegle ich in der Regel mit Acrylfarbe.
Profis nehmen Lederfarbe, aber die habe ich nur in schwarz da. Eine Alternative ist es, den Rand mit einer Paspel abzudecken, die wird einfach knappkantig untergesteppt und verdeckt so den rohen Rand. Und dann kann man das Lederteil offenkantig aufsetzen und unter der Paspelschnur im Nahtschatten fixieren. (Oder wie hier zwischen den beiden Paspelelementen)


Die Lederpaspel an der Klappe hat innen keine Füllung, das kommt auch so schön plastisch heraus und legt sich gut um die Kanten.

Sieglinde, Danke nochmal für den tollen Stoff, die Näherei hat richtig Spaß gemacht.